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23.05.2017

Landrat Eberhard Nuß besucht Firma Iludest - Destillationsanlagen aus Waldbüttelbrunn in die ganze Welt

Anlagen „Made in Waldbüttelbrunn“ entscheiden mitunter über den Preis, der für eine Rohölladung, die im Hafen von Rotterdam gelöscht werden soll, bezahlt wird. Denn mit den Destillationsanlagen der Firma Iludest können die Bestandteile und damit die Qualität des Rohöls analysiert werden. Welche Gase sind enthalten, wie hoch sind die Anteile von Benzin und Kerosin, von Bitumen, Asphalt oder Parafin? Eine solche Anlage hat sich beispielsweise Thai Oil für rund 450.000 Euro geleistet. Und diese Anlage amortisiert sich binnen weniger Wochen, weiß Iludest-Geschäftsführer Stefan Opis, der für den Vertrieb zuständig ist.

Landrat Eberhard Nuß stattete dem weltweit agierenden Unternehmen mit Sitz im Gewerbegebiet der Gemeinde Waldbüttelbrunn einen seiner traditionellen Firmenbesuche ab. Begleitet von einer Delegation aus dem Landratsamt, von IHK und Arbeitsagentur, des TGZ und von Bürgermeister Klaus Schmidt informierte sich der Landrat über die Produkte des Unternehmens. Die Firmenbesuche sollen Ansprechpartner aus Behörden und Kammern, von Universität und Fachhochschule mit Unternehmern zusammenbringen, damit man sich kennt, wenn es um Fragen wie Standortfaktoren, Fachkräftegewinnung und vieles mehr geht.

Fachkräfte gesucht

Bei Iludest arbeiten viele Akademiker als Ingenieure und Entwickler. Die Frage nach den Fachkräften und wie man sie in der Region hält, die gerade bei jungen Leuten nicht unbedingt mit den Hauptstädten der Republik konkurrieren kann, war also eines der Themen beim Firmenbesuch. Gebraucht werden die Ingenieure für die maßgeschneiderten Destillationsanlagen, die bei Iludest für Kunden in der Forschung, Entwicklung oder Produktion in der Petrochemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie entstehen. Die Bandbreite ist beachtlich: es gibt Anlagen, die gerade mal eineinhalb Meter hoch sind oder auch stattliche 14 Meter. „Und jede Anlage ist ein Unikat, arbeitet vollautomatisch und entspricht hohen Sicherheitsvorschriften“, erklärt Udo Interwies stolz.

Rund 30 Mitarbeiter haben die drei Firmengründer Udo Interwies, Hans Lebahn und Stefan Opis seit der Gründung 1990, damals noch in Karlstadt, um sich geschart. Jahresumsatz 2016: 3,5 Millionen Euro. Dass dieser schon höher war, liegt an der Abhängigkeit vom politischen Geschehen. „Wirtschaftsembargos, wie jüngst etwa gegen Russland oder den Iran, erschweren unsere Geschäftsbeziehungen, weil dann die Ausfuhrkontrollen weitaus komplizierter sind oder ein Verkauf unserer Anlagen in die betroffenen Länder ganz verboten ist“, beschreibt Stefan Opis die Situation. Auch politische Unruhen wie derzeit in Venezuela oder Brasilien sind schlecht fürs Geschäft. Derzeit einer der wichtigsten Märkte ist Korea, hier steht eine der weltweit größten Ölraffinerien. Die nächste Lieferung geht nach Indien: Gerade stehen in der Produktionshalle in Waldbüttelbrunn zwei Anlagen, die noch im Mai per Luftfracht dorthin verschickt werden.

Qualität Made in Germany ist gefragt

Die Referenzliste von Iludest umfasst zu einem Drittel Universitäten, die Destillationsanlagen für Labore bestellen. Dazu kommen zahlreiche staatliche Einrichtungen und Unternehmen in aller Welt. „Es gibt nur eine Handvoll Unternehmen weltweit, die Destillationsanlagen bauen. Und wir müssen mit der Qualität Made in Germany punkten, denn wir gehören aufgrund der eingesetzten Technologie zu den ‚hochpreisigen‘ Anbietern“, betont der Leiter der Entwicklungsabteilung. Auch der gute Service nach der Auslieferung und bei der Wartung, die Anpassungsfähigkeit an die Wünsche der Kunden sowie an die Marktlage gehören zu den Stärken des Unternehmens.

Dass dies gelingt und auch weltweit Beachtung findet, zeigt die bereits zweifache Auszeichnung mit dem Innovationspreis der internationalen Leitmesse der Prozessindustrie Achema. Langweilig ist es den drei Gründern wohl wirklich nie geworden. Hans Lebahn, Leiter des Bereichs Elektronik, meinte schmunzelnd: „Es scheint noch nicht lange her zu sein, dass wir die Existenzgründerphase hinter uns gelassen haben – und kaum 25 Jahre später denken wir daran, wie wir die Firmennachfolge regeln.“

Landrat Eberhard Nuß zeigte sich beeindruckt von der Weltmarktstellung des Unternehmens. Dass er beim Stichwort Destillationsanlagen zuerst an Schnapsbrennereien gedacht hatte, war übrigens gar nicht so falsch: Immerhin ein Kunde – eine irische Whiskeybrennerei – arbeitet mit Anlagen von Iludest, „Made in Waldbüttelbrunn“.